Das Gehirn auf Psilocybin?

Bunte visuelle Eindrücke, ein Gefühl der Allverbundenheit oder das Verlust des Egos. Die veränderten Wahrnehmungen nach dem Konsum von psychedelischen Pilzen sind schwer in Worte zu fassen. Aber was ist der Grund dafür? Was passiert im Gehirn?

In unserem Gehirn findet ein reger Informationsaustausch über ein umfangreiches Netzwerk von Nervenzellen (Neuronen) statt, die zahlreiche Verbindungen bilden und verschiedene Bereiche des Gehirns miteinander verknüpfen. Während diese Verbindungen in der Kindheit noch flexibel und veränderbar sind, ist der Informationsaustausch im Erwachsenenalter auf einige stark entwickelte Verbindungen beschränkt. Im normalen Bewusstseinszustand findet unser Denken über das sogenannte Default Mode Network (DMN) statt, das heißt, über die Standardverbindungen in nur wenigen Gehirnbereichen.

Allerdings sieht das Ganze unter dem Einfluss von Psilocybin anders aus. Carhart-Harris et al. (2012) untersuchten Probanden mithilfe von MRT und konnten zeigen, dass nach Verabreichung des Wirkstoffs nicht nur der Blutfluss, sondern auch die neuronale Aktivität in den Gehirnbereichen des DMN stark reduziert waren. Die Standardverbindungen waren somit, als wären sie ausgeschaltet.[1]

Die Neuronen waren nun nicht mehr in der Lage, entlang ihrer festgefahrenen Pfade zu feuern, und mussten neue Verbindungen suchen, so wie sie es in der Kindheit taten. Als Folge davon waren nun verschiedene Gehirnbereiche stärker miteinander verbunden. Zudem konnte gezeigt werden, dass es eine erheblich größere neuronale Aktivität gab (in der Grafik durch die verschiedenen farbigen Bereiche dargestellt) [2,3].

Durch diese Umstrukturierung der Kommunikation wird angenommen, dass zum einen starre Gedanken- und Verhaltensmuster des DMN, die bei klinischer Depression, Sucht oder zwanghaften Störungen eine Rolle spielen, wieder durchbrochen werden können. Darüber hinaus kann die Verknüpfung verschiedener Bereiche veränderte Wahrnehmungen erklären, wie das "Hören" von Farben.

Und dies ist erst der Anfang bei der Klärung der Wirkungsweise von Psilocybin!

 

Quellen:

[1] Carhart-Harris, Robin L., et al. "Neural correlates of the psychedelic state as determined by fMRI studies with psilocybin." Proceedings of the National Academy of Sciences 109.6 (2012): 2138-2143.

[2] Carhart-Harris, Robin Lester, et al. "The entropic brain: a theory of conscious states informed by neuroimaging research with psychedelic drugs." Frontiers in human neuroscience 8 (2014): 20.

[3] Petri, Giovanni, et al. "Homological scaffolds of brain functional networks." 

Journal of The Royal Society Interface 11.101 (2014): 20140873.