Nein keine Sorge, Psilocybin lässt keine wirklichen Pilze im Gehirn wachsen – dafür aber Pilzen nicht ganz unähnliche Strukturen, sogenannte Spines. Das fanden Wissenschaftler der Universität Yale in eine aktuellen Studie heraus und sehen darin einen weiteren Erklärungsansatz für die therapeutischen Effekte des Wirkstoffes Psilocybin bei Depressionen.

Doch zunächst einmal: Was sind Spines überhaupt?

Es sind kleinen Ausstülpungen die auf der Oberfläche der Nervenzellen in unserem Gehirn sitzen (erkennbar als die kleinen Auswüchse in den vergrößerten Ausschnitt - Slide 1). Sie spielen bei der Vernetzung und der Kommunikation zwischen Nervenzellen eine entscheidende Rolle, denn sie sind nicht nur für das Empfangen von Signalen verantwortlich sondern können diese zusätzlich verstärken. Kurz gesagt: Sie unterstützen die Informationsübertragung im Gehirn.

Mit Hilfe eines Laser-Scanning-Mikroskops verfolgten Ling-Xiao Shao et al. 2021, die Veränderung genau dieser Stukturen über mehrere Tage in lebenden Mäusen. Sie nahmen dabei zu verschiedenen Zeitpunkten (wie in Slide 2 zu sehen) vor und nach der Gabe einer Dosis Psilocybin hochaufgelöste Bilder der Nervenzellen auf und untersuchten diese.

Sie stellten fest, dass die Anzahl der Spines und ihre Größe insgesamt innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung von Psilocybin zunahmen und diese Veränderungen auch einen Monat später noch vorhanden waren (Die Veränderung kann man am Beispiel einer untersuchten Zelle, wie in Silde 3 dargestellt gut erkennen). Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass es dadurch zu einer Zunahme der neuronalen Verbindungen insgesamt kam und diese gleichzeitig im Durchschnitt um 10 % größer waren, d. h. die neuen Verbindungen auch stärker waren.

Da aus früheren Studien bekannt ist, dass insbesondere chronischer Stress und Depressionen zu einer Verringerung der Anzahl von Spines und damit zu einer gestörten Informationsübertragung führt, könnte die Erkenntnisse aus dieser Studie einen Erklärung für die anhaltenden therapeutischen Effekte von Psilocybin sein.

Oder was sagt ihr dazu?

Quelle: Shao, Ling-Xiao, et al. "Psilocybin induces rapid and persistent growth of dendritic spines in frontal cortex in vivo." bioRxiv (2021).